Die Pilz-Keratitis (mykotische Keratitis) ist ein verhältnismäßig seltenes, aber sehr ernst zu nehmendes ophthalmologisches Krankheitsbild mit potenziell visus-bedrohendem Verlauf. Möglicherweise bedingt durch die vermehrte Verwendung weicher Kontaktlinsen ist in den letzten Jahren eine Häufigkeitszunahme dieser Erkrankung festzustellen. Die Therapie gestaltet sich oft langwierig und schwierig, in nicht wenigen Fällen ist eine operative Therapie mit Keratoplastik oder sogar Enukleation des infizierten Auges notwendig.
Bisher existieren in Deutschland keine epidemiologischen Daten zu mykotischen Keratitiden. Im Rahmen dieses Registers sollen möglichst umfassend deutschlandweit alle Fälle einer mykotischen Keratitis erfasst und die klinischen wie auch mikrobiologischen Daten erhoben werden. Dieses Register und die Ergebnisse der Analyse sollen dazu beitragen, ein besseres Verständnis dieser sehr ernst zu nehmenden ophthalmologischen Erkrankung zu schaffen. Durch die Verknüpfung klinischer und mikrobiologischer Daten können bisher nicht bekannte Risikofaktoren erkannt oder Ansätze zur Therapieoptimierung identifiziert werden.
Das deutsche Register für mykotische Keratitiden wurde auf gemeinsame Initiative des Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) und der Universitätsaugenklinik Düsseldorf mit Unterstützung der Sektion Kornea der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) etabliert.
NRZMyk
Die mikrobiologische
Datensammlung erfolgt durch das NRZMyk. Das NRZMyk ist das vom Robert-Koch-Institut (RKI) berufene Referenzlabor für invasive Pilzinfektionen und ist unter der Leitung von Prof. Oliver Kurzai am
Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut in Jena angesiedelt. Aufgaben des NRZMyk sind neben der mikrobiologischen Referenzbeurteilung
inklusive Resistogramm und der Forschung an invasiven Pilzinfektionen auch die klinische Beratung in schweren und atypischen Fällen.
Universitätsaugenklinik Düsseldorf
Die Leitung der klinischen Datensammlung erfolgt durch das „Deutsche Pilz-Keratitis-Register“, welches an der Universitätsaugenklinik Düsseldorf geführt wird. Die Universitätsaugenklinik Düsseldorf ist ein überregionales Zentrum für Erkrankungen des vorderen Augenabschnitts, in dem in den letzten zwei Jahre eine verhältnismäßig große Zahl mykotischer Keratitiden behandelt wurde.
Das Deutsche Pilz-Keratitis-Register möchte umfassend Daten und Informationen zum Verlauf der Infektionen sammeln: Es werden Daten zu Symptomen, Befund, Diagnostik, möglicher Risikofaktoren, festgestellten Erregern und Resistenzen, Verlauf und Therapie erhoben. Für das Register werden einerseits Krankenakten ausgewertet oder der Patient direkt befragt, andererseits werden die isolierten Erreger mikrobiologisch analysiert und charakterisiert. Die mikrobiologische Analyse beinhaltet sowohl eine molekulare Bestimmung der Art auch bei schwer bestimmbaren Genera (z.B. Fusarium) als auch eine umfangreiche Resistenztestung, die auch second-line Antimykotika umfasst. Alle klinischen Isolate werden in der Stammsammlung des NRZMyk asserviert.
Wir erhoffen uns von dieser umfassenden Datensammlung Erkenntnisse darüber, wie man
sich vor solchen Infektionen schützen kann und wie sie am besten behandelt werden können.
Die Datensammlung erfolgt in allen Augenkliniken, die nach Information durch die Sektion Kornea der deutschen ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) ihre Teilnahme erklärt haben und weiteren Kliniken, die sich der Datensammlung anschließen möchten. Um eine möglichst hohe Zahl von Patienten dieser verhältnismäßig seltenen Erkrankung rekrutieren zu können, erfolgt die Meldung an das Pilz-Keratitis-Register
1. direkt über die Klinik, nachdem dort eine positive Diagnostik (Histologie, konfokale Mikroskopie, Kultur, PCR etc.) vorliegt und / oder
2. über das NRZMyk, sobald dort eine Probe des Auges eingeht, aus der Pilze isoliert wurden: Im Falle eines positiven Befunds schicken die mikrobiologischen Institute der teilnehmenden Kliniken eine Probe zur Speziesidentifizierung, ggf. Subtypisierung, Resistenztestung und Aservierung an das NRZMyk. Von hier ergeht eine anonymisierte Meldung an das Pilz-Keratitis-Register, dass in der jeweiligen Klinik ein Patient mit mykotischer Keratitis behandelt wurde, der ggf. für das Register rekrutiert werden kann. Das Pilz-Keratitis-Register kann dann mit der jeweiligen Klinik Kontakt zur Datenerhebung aufnehmen.
Alle erhobenen Daten werden pseudonymisiert, d.h. sie werden durch die behandelnde Klinik mithilfe eines Kürzels verschlüsselt und können nur von ausgewählten Personen dem individuellen Patienten zugeordnet werden.
Die pseudonymisierten Daten werden in einer Datenbank gesammelt. Die erhobenen Daten werden retrospektiv dokumentiert und analysiert. Diese Analyse der klinischen und mikrobiologischen Daten soll dazu beitragen, bisher nicht bekannte Risikofaktoren zu erkennen und mögliche neue Ansätze zur Therapieoptimierung zu identifizieren. Ein Rückschluss auf die individuelle Person ist bei einer Veröffentlichung der Daten (zum Beispiel in einem wissenschaftlichen Manuskript) nicht möglich, da die Daten nur pseudonymisiert ausgewertet und veröffentlicht werden.